Ein Freitag, ein Mann mit Brille und der geschenkte Strauss...
Wie wäre es mit einem Strauss, der nicht nur hübsch anzuschauen ist, sondern auch e s s b a r ist? "Genial!", dachte ich als mir ein solcher Strauss mit einem herzlichen Lachen entgegen gestreckt wurde.
Es regnet. Ich steige eben ins Auto, schließe die Türe, da klopft es an die Scheibe. Ein Herr mit beschlagener Brille und nassen Haaren beugt sich strahlend zu mir hinunter. Ich öffne die Scheibe und frage, wie ich behilflich sein kann. Er grinst und hält mir eine Mandarine entgegen. "Die ist für Sie! Von meinem Kunden im Laden. Er möchte Ihnen damit eine Freude machen. Kommen Sie! Ich hab noch mehr davon." Ich zögere. Der Herr mit Brille bemerkt meine Reaktion und hält inne. "Kommen Sie!", betont er mit ruhiger Stimme. "Nur ein/zwei Minuten. Dann steigen Sie wieder in Ihr Auto und fahren weiter. Ich möchte Ihnen gerne noch etwas mitgeben." Er grinst. Ich sehe die Regentropfen von den Brillengläsern kullern, muss lachen, steige aus. "Okay, zwei Minuten!", antworte ich möglichst authentisch und eile mit über die nasse Straße in den kleinen Gemüseladen am Eck.
Der Herr mit Brille, ganz klar der Ladenbesitzer, führt mich hinein und steuert auf einen älteren Herren zu. "Darf ich vorstellen? Die Frau aus dem Auto. Jetzt könnt ihr Euch kennen lernen." Wir kommen ins Gespräch: "Ich heiße Felicia, freut mich." "Norbert. Ganz meinerseits. Sind Sie von hier? Ich habe Sie noch nie zuvor gesehen..." "Ich komme von hier. Arbeite auf dem Wochenmarkt, daher weniger in Läden zum Einkaufen unterwegs." "Achja? Das ist ja toll!" Der ältere Herr strahlt. So wechseln die Worte. Welcher Stand? Woher stammt ihr altes Auto? Ich habe auch so ein altes Auto, schön nicht? Man sieht sie heute noch so selten. Kommen Sie wieder hier her? Immer Freitags?
Der Herr mit Brille wirbelt um uns herum und schenkt noch eine weitere Mandarine. "Noch eine andere Farbe, sonst ist es zu eintönig.", und greift nach einer Zitrone. "Schon besser." Noch einen verpackten Apfel und natürlich einen Strauss. "Aber wir sind hier nicht im Blumenladen. Wir haben hier nur essbare Sträusse." Er zückt einen Salat, wilde Kräuter verpackt den Strauss in Papier. "Bitteschön und guten Appetit." "Herzlichen Dank", entgegne ich und mache einen Knicks. "Sehr nett! Und er duftet so gut..."
Ich bedanke mich nochmals, verabschiede mich langsam und laufe im Regen zurück zu meinem alten Auto. Mit Mandarinen, einer Zitrone, einem Apfel und einem essbaren Strauss. "Bis nächsten Freitag!", ruft der Herr mit Brille über die Straße und winkt mir zu. Ich muss lachen. So eine herrliche Geschichte. Und so ein wunderbar geschenkter Strauss! An einem Freitag.
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